Reiseberichte-Briefe
Tibet 1999

Literaturhinweise

von der Tibet-Reise im Jahr 1999.

Die Berichte sind per e-mail direkt versandt worden. Die Inhalte sind persönliche Eindrücke und erheben keinen Anspruch auf Objektivität.

 

Bericht 1 Bericht 2 Bericht 3 Bericht 4 Bericht 5 Bericht 6 Bericht 7
26. Mai '99

Kathmandu

2. Juni '99

Lhasa

3. Juni '99

Lhasa II

7. Juni '99

Ganden

15. Juni '99

Nam Tso

22. Juni '99

Ani Gompa

10. Juli '99

Everest

 

Bericht 1:    (zum Anfang)

Erst mit Verspaetung in Kathmandu angekommen

Hallo Ihr Lieben,

am Montag, den 24. Mai 1999 bin ich endlich nach Kathmandu abgereist, um in ein paar Tagen nach Tibet einzureisen. Aber am Montag war meine Reise auch schon in Muenchen schon zu Ende. Die Maschine von Qatar Airways hatte einen Duesenschaden, also ging es die Nacht in Harryat/Hotel. Morgens flogen wir dann weiter, ueberall mit viel Wartezeit und der Frage, "komme ich vor Samstag  noch in Kathmandu an?" (Die naechste Maschine von Doha nach Kathmandu wuerde erst am Samstag fliegen) Aber die Maschine sollte in Doha 18 h lang auf die Verspäteten warten, gegen 23.30 sind wir wieder mit 5 h Wartezeit weitergeflogen. Dieses mal damit der Kapitaen in Kathmandu bei Tageslicht sicherer landen kann! Meine Unterkunft hat mich dann nicht mehr abgeholt und niemand konnte mir sagen wo sie liegt, somit habe ich mich im Zentrum von Thamel ins Kathmandu Guesthaus teuer eingebucht. Kathmandu ist ganz schoen crowded und sehr ungewohnt, daran muss ich mich erst mal gewoehnen -das dauert bestimmt einige Tage-. Das Wetter ist Schwuehl bei 25 Grad - der Monsun spuelt jeden Tag alles sauber. Wenn alles klappt will ich Samstag nach Tibet einreisen, aber das muss ich alles erst morgen noch checken -das wird wohl mein Lieblingswort in diesem Urlaub-. Ich druecke euch alle ganz lieb. Das naechste mail wohl erst aus Lhasa.

namaste Juergen 

Bericht 2:    (zum Anfang)

Betreff: in Lhasa eingetroffen, aber ...

Hallo Freunde,

ich bin in Lhasa, aber leider total kurzatmig und von staendigen Kopfschmerzen geplagt. Schon gleich am ersten Abend in China, in Nyalem auf 3750m, hat mich die Hoehenkrankheit erwischt. Ich stieg aus dem Wagen und hatte das Gefuehl auf einem Schiff zu sein, schwankend und schnaufend schlurfte ich in die Reception. Ich war der einzige der Gruppe der jetzt schon krank war. Der Ort urspruenglich Tibetisch aber jetzt Chinesisch mit Einheitsbauten verschandelt. Schon hier gefallen mir die Tibeter, mit Ihrer Neugierde und Offentheit, wie Freundlichkeit - sofern ich das ueberhaupt noch beurteilen kann. Nachts kommen noch Husten, ein trockener Hals und sehr wenig Schlaf dazu. Und so gehts morgens mit Medikamenten gefuettert weiter auf den hoechsten Pass 5124 m. Die Landschaft muss umwerfend sein, freier Blick auf verschiedene 8000'er mir wird alles ein wenig fade, leichtes desinteresse macht sich breit, zum Fotografieren komme ich noch gerade. Sofern dies moeglich ist, diese 4 Tage Tour scheint eine Rally zu sein, vorne weg der Guide mit dem schnellsten Fahrer, alle weiteren Autos muessen, so erzählen es die Fahrer, folgen. Wir alle sind genervt, kaum Entspannungphasen, fast keine Fotostops, usw. Meine Krankheit erreicht den Hoehepunkt als wir in meinem Traumdorf TINGRI einfahren, waehrend der Mittagspause schlaffe ich soweit ab, dass mir alles egal ist, ich will zurueck, ich will hier bleiben, ich will ... egal. Also gehts weiter, als keine Retourgruppe nach Nepal gefunden werden kann. Ueber den naechsten 5000'er Pass mit einigen Autopannnen. Immer mit den Kopfschmerzen, leichter Desorientierung, Schwitzanfaelle und starkes Froestelen wechseln bei egal welcher Temperatur, trockenem Hals, Husten, laufender Nase, Atemnot, leichter Uebelkeit und totalen Magenstichen - essen mag ich auch nicht mehr viel - und Schlaflosigkeit. Das hoert sich ja furchtbar an wenn ich es noch einmal lese. Einen weiteren Tag spaeter fliegen wir in Shigatse ein. Der staendige Stress mit dem Guide und den 10 Individualisten der Tourgruppe erreicht den Hoehepunkt. Ich bin froh ein wenig allein zu sein, sogar mein Entdeckergeist erleuchtet ein wenig. In einem tibetischen Restaurant Esse ich und unterhalte mich mit wenigen Worten, einem Phrasebook und Haenden und Fuessen mit einigen Moenchen aus dem  Kloster Tashilumpo, wo der Panschenlama -der Hoechste Lama nach dem Dalai Lama- lebt. Eine 25 m hohe Buddha Stupa ist eine der groessten Attraktionen. Morgens gehe ich auf die Strasse, ueblich mit Kopfschmerzen, aber fuer einige Minuten erscheint alles leicht weiss eingefaerbt - das hat mich richtig erschrocken. Von der Fahrt nach Lhasa gibt es nicht viel zu erzaehlen, eigentlich nur, dass es immer entlang des Bramaputra geht, hier ist der Fluss noch ganz schoen gezaehmt.

Endlich Lhasa, endlich keine Gruppe mehr, nur noch ein Hotel, dann 'zig Stunden schlafen. Von den beschwerden brauche ich glaube ich nicht mehr so viel zu erzaehlen, vielleicht nur, dass sich mein dessinteresse an allem um mich herrum enorm verstaerkt hat. Ich will eigentlich nicht mehr hier sein, erschreckend aber war. Kein Entdecker in mir, die Kulturen erscheinen mir total Fremd, die Chinesische geht mir auf die Nerven, ....! Ich frage nach einem Flug zurueck nach Kathmandu -Samstag, Platz zumindest l'er Klasse erhaeltlich, dann gehe ich auf die Suche nach einem Arzt der englisch spechen kann. Ich will von dem Arzt wissen in welchem Stadium der Krankheit ich mich befinde, wie dringend ich wieder auf ein niedrigeres Level muss, oder ob ich zusaetzlich noch eine starke Grippe habe, die ich persoenlich wenig spuere, aber vielleicht die anderen Symptome verstaerkt? Dieser ist aber in ganz Lhasa nicht aufzutreiben. Eine Sauerstoffkur von 2 h im Krankenhaus verstaerkt zuerst die Kopfschmerzen erleichtert am Abend aber vieles. Auf dem Weg zu diesem Cafe nehme ich das erste Mal wahr, das es um Lhasa herrum Berge gibt und wie schoen sie sind, seit langem schmeckt das Essen mal wieder! Jetzt werde ich erst mal morgen abwarten und in Ruhe weitergucken was die Symtome morgen machen, meine Reservierung fuer den Rueckflug nach Kathmandu am Samstag steht, zumindest bis Freitag 16.00, deann muss ich zahlen. Soweit aus Lhasa, nicht so erfreulich wie erhofft, aber jetzt wisst ihr wie es mir hier geht.

tschuess Juergen

Bericht 3:    (zum Anfang)

Betreff: .... zum Glueck Entwarnung & vielen Dank fuer die lieben Gruesse!

Liebe Freunde,

scheinbar hat sich der Sauerstoff doch bemerkbar gemacht, oder ich habe mich "einfach so" aklimatisiert, aber ich habe KEINE Kopfschmerzen mehr, kein Schwindelgefuehl, keine Appetitlosigkeit und keine Magenschmerzen, auch zum Rausgehen verspuere ich wieder Lust - also Entwarnung, es geht mir wieder besser, so ploetzlich, aber hoffentlich anthaltend!!!! Gestern fuehlte ich noch so beschissen und heute denke ich an morgen, was ich wohl machen wolle. NEIN nicht auf einen Berg steigen - Trecking ist out!, relaxen in Lhasa und Umgebung ist noch einige Tage angesagt und dann ???, bestimmt keine Extremuebung!!!! Die Rueckflugreservierung nach Kathmandu lasse ich erst mal verstreichen und schauen mit steigendem Interesse wieder in die Zukunft. Vielen Dank fuer die Antworten, sie erfreuen mich hier am Ende der Welt. Schoen zu hoeren das Ihr an mich denkt und mitfuehlt. Ich werde es auch weiterhin gemaechlich angehen lassen lieber Joerg - liebe Gruesse an Elke zurueck. Gruesse auch an Peter und die KollegInnen, diskutiert nicht so viel, feiert die Grosse Gabe und geniesst das Wetter lieber - leicht zu sagen aus dieser Entfernung - aber hier sind auch 30 Grad in der Sonne und gute 22 im Schatten, wenn es nicht stuermt. Besondere Gruesse auch an Anja und Ruediger, Ruediger dir noch herzlichen Glueckwunsch zu deiner bestandenen (ist doch so) "streber" Pruefung.

So auch an alle anderen liebe Gruesse

und noch einmal es geht mir besser (und das treibt mir immer noch die traenen in die Augen wenn ich es schreibe) juergen

Bericht 4:    (zum Anfang)

Betreff: Reisebericht e-mail Nr. 4

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank fuer die vielen (8) lieben Briefe. Es tut gut aus der Heimat neuigkeiten zu lesen, weil Zeitungen oder aehnliches gibt es hier nicht (in deutsch). Ich war gerade 2 Tage im Kloster Ganden auf 4500 m, ein wunderschoen am Berghang gelegenes Kloster, da ich dort auch uebernachtet habe konnte ich die Zeiten ohne Pilger und "Touristen" sehr geniessen. Das Kloster ist von den Chinesen 1966 total zerstoert worden (aus der Luft und mit der Atellerie), bis heute ist schon vieles wieder errichtet, aber leicht zu zaehlen bleiben 35 zerstoerte Haeuser. In der Luft immer umherschwirrende Geier deuten einem auch den Weg zum Luftbeerdigungsplatz, ich erspare hier naehere Erleuterungen. Die Hoehenkrankheit macht mir scheint's wirklich nichts mehr aus. Der Bus der mich dorthingebracht hat war eine Tortour. Ein kleiner Bus mit so engen Sitzreihen, dass der Vordermann auf meinen durchdrueckenden Knieen sitzen muss. Und ansonsten ist er zu 98 % mit Tibetischen Pilgern vollgestopft, denn auf 50 Sitzplaetze kommen etwa 60 Personen, Kleinkinder und grobes Gepäck nicht mitgezaehlt.

Lieber Joerg ich finde mich jetzt nicht in meinem Einsiedlerleben bestaetigt! Aber es gibt hier'n auch'n paar nette andere Reisende, mit einem werde ich morgen zum Lake Nam-tso aufbrechen. Der See liegt auf 4750 m, 'ne gewisse Strecke muessen wir wandern. Hierfuer wollen wir uns ein Yak (zum Tragen der Rucksaecke) und einen Guide zur Hilfe nehmen. Vorraussichtlich sind wir 6 bzw. 7 Tage unterwegs. Danach werde ich mich wieder melden.

Meine Stimmung ist gut und ausgeglichen und ich freue mich auf die naechsten Tage, auf das sie schoen werden!

An Nic & Thorsten: vielen Dank fuer Gruesse und Wuensche, sprechen tue ich vorwiegend englisch, aber die Anzahl tibetischer Worte und Zahlen waechst staetig, hier bringen sich tibeter (vorwiegend Moenche) und Touristen gegenseitig englisch bzw. tibetisch bei und haben spass dabei, besondere liebe Gruesse an Nic

Liebe Gruesse an Alle und noch vielen Dank fuer die Briefe von Ruediger & Phillipp & Joerg+Elke

Euer Juergen 

Bericht 5:    (zum Anfang)

Hallo liebe Freunde,

Brief aus Tibet 5,

was soll ich sagen, es regnet heute den ganzen Tag. Eine Erholung nach den letzten drei heissen Tagen in Lhasa.

Seit Sonntag bin ich von der Wanderung zum See Nam-tso zurueck. Sie hat viel Spass gebracht, war aber auch hoelle anstrengend. Wir, Menno der Niederlaender und ich, sind 5 Tage gewandert. Ueber zwei Paesse von 5140 und 5260 m und durch weiten, die das Auge sofort um ein vielfaches unterschaetzt. Den ersten Tag sind wir erst mal in der Stadt Damxiung geblieben, weil ich noch mal Kopfschmerzen bekam und weil es regnete und gewittert hat. Naechsten morgen war es nicht viel besser (mit dem Regen, ich fuehlte mich blendend), wir sind aber trotzdem los. Die 25 km bis zum Pass haben wir dann doch unterschaetzt, mit vielen Pausen sind wir bis auf Sichtweite an den Pass herran gekommen, dann kam der erste ernstzunehmende Lift. Auf der Ladeflaeche eines LKW sind wir dann die letzten 100 Hoehenmeter, jetzt schon bei strahlender Sonne, herraufgeholpert und dann bis zum See herabgefahren. Bei der Fahrt suchen beide Haende staendig nach halt, weil man sonst stark herumgeschleudert wird. Genaechtigt haben wir mitten im weiten Nichts im Zelt, die kuerzeste Distanz bestand zum See mit vielleicht 6 km, aber dazu spaeter mehr. Distanzen sind in dieser Landschaft einfach nicht zu schaetzen. Das Kloster zu dem wir wollen schien am morgen so nah! vielleicht 12 km? Erst gegen 20.30 Uhr sind wir total erschoepft angekommen, nichts mit 12 km eher 25 km! Am zweiten Tag haben wir viele Nomaden getroffen, sie sind ganz anders als die Tibeter in der Stadt. Kontakt ist kaum moeglich, kein Englisch und ein anderer Dialket - also Haende und Fuesse. Ausserdem stehen sie einfach da und glotzen - Scham davor kennen sie scheinbar nicht. Widerrum angesprochen sind sie haeufig scheu. Trotzdem gab es viele nette Begegnungen mit Nomaden und zum Glueck wenige mit ihren bissigen Hunden. Dazu kam es nur, weil wir die offizielle Strasse verpasst haben, wir sind frei Gesichtsfeld auf das Kloster zu, mit einem grossen Nachteil. Zwischen Uns und dem Kloster lagen unzaehlige Feuchtgebiete + Suempfe, die wir durchqueren oder umgehen mussten. ICH HASSE JETZT FEUCHTGEBIETE!!!! Ein ganzes Stueck des Weges sind wir dann zusammen mit 7 Nonnen gelaufen,sie wollten auch zum Kloster und sie kannten den Weg besser. Die Nonnen wollen den See umwandern, eine 18 Tage Reise. War es morgens noch bedeckt, stieg die Sonne am Tag mit grosser Hitze empor. Beide haben wir das Eincremen vergessen, die Folge ist ein kraeftiger Sonnenbrand an Armen und Gesicht und Lippen - zum Glueck schmerzfrei und jetzt schon fast ausgeheilt. Das Kloster ist nicht so doll, dafuer aber die Halbinsel und die Felsen auf dem es steht mit vielen kleinen Hoelen, klares blaues Wasser und ein Blick von ca. 50 km im Umkreis (da steht dann der Trainshimmalaja Schneebedeckt im Weg).

Trotzt vollkommener Erschoepfung haben Menno und Ich uns gut verstanden. Wir waren die ganze Zeit ein gutes Team mit viel Ruecksichtnahme auf den Anderen. Ich hatte den Part des meistens etwas schnelleren, egeal wobei (gehen, aufstehen, Zelt aufbauen, ..) und er hatte den Part des leicht bremsenden mehr ausruhenden. Beide konnten wir darueber viel Lachen und ich fuehlte mich auf jeden Fall sehr ergaenzt dadurch.

Den dritten Tag ging es zurueck in die Berge, nur vier Stunden wandern. Trotzdem haetten wir einen Ruhetag einlegen sollen, denn den naechsten Tag waren wir sehr erschoepft und es kam erst der Aufstieg zum Kong-la Pass mit 5260 m. Zuerst Wiesen, weiche Huegel, eine Riesige Weideflaeche auf 4800 m und freier Blick auf den See. Doch dann, Felsen und ein steiler Geroellaufstieg von ca 350 m. Ein Schritt ein Atemzug und ich hoerte mich wie eine Dampfmaschine an, auf ebener Erde ware ich in totaler Hyperventilation gewesen, hier bei so wenig Sauerstoff natuerlich nicht. Diesen Tag haben noch einmal neben Nomadenzeiten, auf einem schoenen kleinen Plateau genaechtigt, erst den naechsten Tag sahen wir die Ebene von Damxiung wider, sehen heisst immer noch mindestens 4 Std. wandern, hitze und Schweiss.

Die Strasse von Damxiung glich an dem Sonntag eher einer Flaniermeile als einer Strasse mit Verkehr, nur ab und an kam ein Auto oder LKW. Wir versuchten zu trampen und ich denke nur durch Zufall erhielten wir einen Lift nach Lhasa, im LKW, im Fuehrerstand sogar - also weitestgehend Staubfrei. Vier Std. dauerte die quaelende, holperige Fahrt von 190 km nach Lhasa.

In Lhasa muss man sich erst mal wieder an den Trubel gewoehnen. Lhasa eine Stadt, die zur Haelfte aus Chinesen besteht, laut, viel Verkehr und die Gegensaetze der Kulturen. See Nam-tso hingegen mit Laendlichkeit, Urspruenglichkeit (?) und Ruhe wie Weite.

Hier plane ich nun die naechsten Ausfluege und habe auch schon mal eine Planung bis zurueck nach Kathmandu gemacht. Ich werde noch zwei groessere, mehrtaegige Ausfluege machen, einen jetzt morgen zur Tidrum Nunnery, einem abgelegenen Nonnenkloster mit heissen, heilenden Baedern. Diese Fahrt wird wohl 4-5 Tage dauern und dann geht es auch schon langsam ueber den See Yamdrock-tso, Gyantze und Shigatze zurueck nach Tingri und zum naechsten Treck, zum Mt. Everest Basecamp, diese Wanderung kann bis zu 7 Tage dauern und dann ist auch schon Zeit wieder nach Kathmandu aufzubrechen.

Von der Langsamsten fahrt moechte ich noch kurz erzaehlen. Die hatte ich gestern, eine wahre Uebung fuer Budisten - Ruhe bewahren und meditieren -. Die 70 km Fahrt zum Kloster Tsurpu mit dem dort lebenden 17. Kamarpa hat 4 Std und 20 Minuten gedauert. Nicht das ich ein Pferd mit Wagen gemietet habe, oder dass das Auto staendig kaputt war, oder staendig gehalten wurde, Nein es ging halt einfach nur langsam und gemaechlich auf dem Asphalt und spater auf der Schotterpiste hat der Fahrer jeden Stein einzeln vorsichtig ueberfahren. Eine unendliche Fahrt, vor dem Hintergrund, das wir um 11.20 schliesslich im Kloster ankamen und schon um 13.30 wieder abgefahren sind. Das es auch schneller geht bewies der Fahrer auf dem Rueckweg, er meisterte die Strecke in 3 Std. (normal sollen 2.30 Std sein). Das Kloster an sich liegt schoen im Tal gelegen und befindet sich noch deutlich im Wideraufbau. Es ist das Hauptkloster der Kagyupa Schule mit dem dort lebenden Karmapa, einem gerade vor 7 Jahren Reinkarnierten Jungen von 15 Jahren. Auf einer taeglichen oeffentlichen Audience kann mann sich von ihm heilig beruehren lassen (mir faellt dafuer gerad nicht das richtige Wort ein), ich habe dabei nichts bedeutendes gespuehrt, ich habe nur einen gelangweilten Jungen gesehen, der bei einem direkten Blickkontakt mit mir sogar mal laechelte (vielleicht weil ich ein Ausländer bin). Ansonsten faellt in dem Kloster die Betriebsamkeit auf, ueberall befinden sich betende und lernende Moenche, viel mehr als in den anderen Kloestern.

Das solls erst mal wieder gewesen sein, vielen Dank fuer die vielen Briefe und Eurer Freude darueber, das es mir wider besser geht. Ja ich verspuere keine Schwierigkeiten mehr mit der Hoehe, selbst bis 5200 m nicht mehr. Nur einen 100 m lauf wuerde ich noch nicht gewinnen.

Ach ja zum e-mail'en. In Lhasa gibt es jetzt wohl 2 oder 3 Plaetze wo das geht, alles auf Windows Oberflaeche oder Explorer. Wenn nicht vorbereitet in Chinesischen Lettern. Und die Uebertragungsrate, na ja nicht der Rede wert. Ueblich sind 250 - 500 byte/sec, aber es geht auch mal auf 60 herunter, oder noch weniger. Dadurch wird der Spass dann auch "teurer", alles online fuer 40 Yuan die Std (8,- DM/Std.).

So, bis bald, Liebe Gruesse an Alle

Juergen

Bericht 6:    (zum Anfang)

Betreff: Reisebrericht vom Dach der Welt 6

taschi-delek liebe Freunde,

so, nun folgt noch ein Reisebericht (nr. 6 ?) vom Dach der Welt; grundsaetzlich geht es mir gut. Eine aufziehende Grippe ist auch wieder davongezogen. Nur habe ich heute einen "hang over", gestern habe ich mit einem Englaender Namens Rick und einem Norweger Namens Geir etwas gefeiert. Vielleicht auch ein wenig zu viel Bier getrunken, na ja das hab ich davon. Ich glaube unwissenderweise haben wir mein Bergfest gefeiert!

Meine letzte Tour war zu einem Nonnenkloster knappe 120 km oestlich von Lhasa. Das Nonnenkloster heisst Tidrum Nunnery und liegt total abgeschieden. Es hat fuer mich (ohne Land Cruiser) 2 Tage gedauert dort anzukommen. Ich bin die Haelfte mit'm Bus gefahren, wieder ca. 40 km gewandert und ca 20 km mit'm LKW getrampt. Der LKW war auf der Ladeflaeche, auf der ich auch sass, mit ca 20 Personen besetzt, Moenche, Nonnen und Normale Tibeter und wie ich erst spater erfuhr mit einem Toten. Der LKW war ein Leichenzug zu einem anderen Kloster, dort sollte die Leiche zuerst geehrt und naechsten morgen dann in der Luft beigesetzt werden (nicht verbrannt). Zuerts war ich etwas geschockt, aber dann, der Tot ist hier nur Ende eines Stadiums des Seins, es geht danach immer weiter, eine neues Leben, ...

Das Nonnenkloster liegt in zwei Flusstaelern, die sich dort vereinigen, total verstreut die Haeuser der Nonnen, Kueche und Main Hall fuer die Gebete und Meditationen ueber die Haenge der Vallezs. Ein wirklich schoener Ort. Da die Nonnerei so abgelegen liegt wird sie auch selten besucht und erhaelt wenig Gaben von den Pilgern, deshalb wird das Kloster auch selten besucht und die Nonnerei ist arm und verfaellt ein wenig. Das besondere dort ist eine heisse Quelle, die Padmasambava, oder Guru Rinpoche wie er in Tibet heisst, hier nach langer Meditation mit seinem Speerwurf in den Boden "erschlossen" hat. Das Wasser sprudelt mit 40 Grad aus der Erde und enthaelt heilende Mienralien. Vor allem am naechsten morgen ein Genuss bei Regen in diesem Pool zu liegen. Uebernachtet habe ich in einem Nonnenhaus. Erst hier kann man sich vorstellen, wie unterschiedlich die Lebensstrukturen sind. Es gibt hier nicht's von dem, was uns sonst so wertvoll ist: kein fliessend Wasser, keine Waschbecken, keine Toilette (diese ist draussen ein Balken im Regen). Der Boden ist aus Lehm, es gibt nur einen leichtunterteilten Raum, Schlafplatz Nonnen, Schlafplatz Gaeste und Lager fuer Yakmist (Brennmaterial), Gerstenmehl,... So sauber ist es dann auch, ueberall Staub und Lehm (auch bei Regen). Trotzdem war es schoen bei den Nonnen uebernachten zu duerfen; und es ist beeindruckend so auf diese unterschiedlichen Lebensweisen gestossen zu werden. Wie ich schon sagte, naechsten morgen regnete es unaufhoerlich. Draussen war es nicht nur nass, sondern matschig und rutschig. Fortbewegung nur mit Glueck auf zwei Beinen, gerade dann wenn man den Berg etwas herrauf moechte. Also beschloss ich nicht zu bleiben. Dies wurde unterstuetzt durch Rick, dem Englaender, der mit einem Land Cruieser dort war und 1. Wieder nach Lhasa wollte und 2. Mich mitnehmen wuerde. Und ich bin ihm so dankbar gewesen, denn es hat geschuettet und zwar noch ca. 6 h der Fahrt lang! Die Landschaft war durch den Regen noch verschiedener von dem bis dahin bekannten Tibet. Die Taeler sind gruen! Es sah dort abwechselnd wie in Schottland und Irland aus, nur eben 4000 m hoeher gelegen. Jetzt auf der Rückfahrt nach Lhasa tat das Autofahren gut, aber die zwei Tage der Hinreise waren auch sehr schoen. Sich eine Gegend/ Landschaft langsam zu erschliessen, Veraenderungen langsam wahrzunehmen und vor allem das Durchwandern der Doerfer. In der Regel in meinen Augen schoene Doerfer. Am neugierigsten sind die Kinder, wenn sie einen erst mal wahrgenommen haben kommen sie auf einen zu und rufen "Hello, Hello, ..." unaufhoerlich bis man reagiert hat und sie versuchen immer wieder etwas zu ergattern, kein richtiges, ernsthaftes betteln, nur haben wuerden sie gerne etwas. Die Erwachsenen sind da schon etwas zurueckhaltender, schauen und gruessen und ab und an die Frage nach einem Dalai Lama Bild. Die Touristen die Dalai Lama Bilder Quelle!

Vielleicht noch ein paar Worte mehr zu den Kindern. Die Kinder haben es hier anders und lange nicht so gut wie bei Uns. Mit Glueck duerfen sie einige Jahre in die Schule, sofern in der Gegend eine ist und mit Glueck auf eine Tibetische (dann koennen sie auch ihre buddhistische Religion ausfuehren). In diesen Taelern war es so. Die groesseren Doerfer hatten tibetische Schulen, oft auch Schwedische Schulen genannt nach den Geldgebern fuer die Schulen. Viele Kinder muessen jedoch schon frueh mithelfen bzw. wir wuerden sagen arbeiten. Insbesondere bei den Nomaden die nicht schreiben und lesen koennen muss jeder mit anpacken, die Kinder hueten haeufig schon in jungen Jahren den ganzen Tag das Vieh.

Seit Sonntag bin ich wieder in Lhasa. Das Wetter ist weiterhin wechselhaft, teils sehr warm, dann regnet es wieder. Zum Glueck wechselt es immer wieder. Ich Ruhe mich ein wenig aus, heute von der erwaehnten gestrigen feier. Gestern war ich auch im Sommerpalast Norbulinka/Park. Der Park ist nicht so erwaehnenswert. Ein Park mikt vielen Baeumen, diesmal vielen die auch aus Europa bekannt sind (Nadelbaeume). Einen furchtbaren Zoo gibt es auch, mit einheimischen Tieren. Diese aber in kleine Kaefige oder Gehege gesperrt, so dass die Tiere nur im Kreis laufen koennen. Im Palast des 13. Dalai Lama konnte man alle seine aus Europa gesammelten Fahrzeuge bewundern, ca. 40 Kutschen und Tragen und Autos - wohl in der Mehrzahl von den Englaendern mitgebracht.

Dann der Neue Palast des Dalai Lama, des 14. Dalai Lama. Alles hoch gesichert mit Kameras. Er ist der schoenste Palast. Innen ist alles so gelassen wie er es hinterlassen hat, so wird berichtet. Es ist schon beeindruckend durch seine Gemaecher zu gehen, sein Audiencezimmer, Meditationsraum, Schlafraum (aus dem er 1959 als Chinesischer Soldat verkleidet getuermt ist), der Tronsaal, usw. Ja genau, ein vollstaendiges aus Europa gespendetes Bad, incl. Toilette und zwei Radios!

Wie ich von Philipp hoerte ist der Dalai Lama gerade in Deutschland gewesen und hat im Fernsehen ein Interview gegeben und in Bonn (?) zum 40. Jahrestag des Aufstands gesprochen.

Meine Reise neigt sich nun auch langsam dem Abschied von Lhasa. Diese Woche noch verlasse ich Lhasa Richtung Sued-Westen. Ueber die Klosterstaedte Gyantze und Shigatze geht es nach Tingri (hallo ruediger, die Antwort bin ich Dir noch schuldig). Von dort aus will ich zum Mt. Everest Basecamp wandern, dies wird ca. 7 Tage (Hin und Zurueck) dauern. Dann wird entgueltig nach Kathmandu getra=pt. Dieses Tage mache ich noch ein parr Besorgungen in Lhasa, wie Geld tauschen, bestimmte Wanderlebensmittel kaufen, ... Und natuerlich herrumschauen und weitere Fotos machen, ich glaube ich bin jetzt schon bei Film zwoelf angelangt - das wird In langer Diaabend!!!

Wen ich hier getroffen habe ist die Frau, mit der ich zuerst Reisen wollte. Am Sonntag liefen wir uns über den Weg, sie in einer tibetischen roten Schubba. Ich war ueberrascht, wir haben uns aber nicht gegruesst. Erstmal war ich ein wenig froh das sie in Lhasa angekommen ist, sofern sie den abgelegenen Weg allein getrampt ist. Ansonsten koennte ich mit ihr Kontakt haben, aber ich befuerchte wenn eine schwere Auseinandersetzung. Also lasse ichs und hoffe, das keine Situation entsteht wo's unvermeidbar ist. Zur Zeit laufen wir uns ab und an ueber den Weg und tuen so als ob wir uns nicht sehen. Auch komisch, aber es ist so. Auf jeden Fall bin ich sehr froh hier in Tibet allein zu Reisen, meine Entscheidung ist und bleibt die Richtige!

So, das war's erst mal. Vielen Dank fuer die lieben Briefe. Anja erhaelt meine e-mails auch wieder (vielen Dank fuer den Brief und die Sorgen um mich) ihr Server war In Tag ausgefallen. Ansonsten besondere Gruesse an Philipp + Katrin, Thorsten (bitte Gruesse Nik ganz lieb) und Klemens aus Kiel. Ab morgen Mittwoch bin ich bis zur Ankunft in Kathmandu offline (dort gibt es ueberall kein e-mail), das wird vorraussichtlich der 7 - 10. Juli sein.

Alles Liebe an euch Alle, bis dann

Euer Juergen

Bericht 7:    (zum Anfang)

Hallo liebe Freunde,

vielen Dank fuer die vielen Lieben Briefe. Ich hatte ueber Mittag ganz schoen zu lesen.

Jetzt aber zum Reisebericht. Ich wuerde sagen, endlich in Kathmandu angekommen! Warum? Dafuer gibt es nur eine Antwort- 9 h Horror-LKW-Fahrt. Meine schlimmste Fahrt war die von Kodari (Nepalischer Grenzort) nach Kathmandu. Wegen heftigen Regenfaellen ist die Haeifte der Strasse weggespuelt worden - Landslides - so etwa 50 auf einer Strecke von 20 km, teilweise extrem schlecht repariert, wenn dies in dieser Jahreszeit ueberhaupt moeglich ist. Busse fahren dort ueberhaupt nicht mehr, oder nur noch Streckenweise, von Slide zu Slide und dann drueberwandern. Ich hatte in Kodari Glueck oder Pech, dass ist die Frage. Ich fand schnell einen LKW der nach Kathmandu wollte, er nahm mich fuer 200 RS (5,50 DM) mit. Ein Mercedes LKW, der schon 20 Jahre auf dem Buckel hat, in Nepal, woanders bestimmt schon mehr. Er war sehr alt und die Blattfedern gerade noch parrallel zur Erde, noch nicht umgekehrt durchgebogen - gerade eben. Von Lackschaeden durfte gar nicht gesprochen werden, das Beich haellt eben noch zusammen. Wir also los, mit 4 oder 5 Personen im Fahrerhaus. Ich dachte an 5 - 6 h. Nach der ersten Landslide nicht mehr. Der Angstschweiss stand mir auf der Stirn und ich war ruhig und total angespannt bis der LKW sich langsam wieder auspendelte. Er schwankte mehrfach so stark, dass ich an kippen dachte - und immer staerker zu der Seite die so laue 50 - 1 00 m steil abfiel. Der LKW war bis oben hin mit Haarschampu schwer beladen. Mit der Zeit gewoehnte ich mich an das "fast kippen" und ich Athmete auch wider -durch die vielen roten Blutkoerperchen brauchte ich jetzt auf diesem Niveau (1 400 m) ja nicht mehr so viel. Und schon stand auf der Strasse eine 145 Tonnen Krahn als naechstes Problem quer. Wie er da hinkam ist mir bis jetzt ein Raetsel, er blockierte auf jeden Fall fuer 1,5 h die Strasse. Dann gaben die Techniker auf und machten die Strasse notduerftig wieder auf. Endlich fahren - Tempo bekannt 15 - 30 km/h Entfernung schlappe 85 km noch. dann kamen noch 16 Checkpoint, alle wollten irgendwas von dem Fahrer (immer 15 min). Dann noch ein Radwechsel. Aber immerhin ging das Licht - ich war beruhigt als er's anschaltete! Endlich um 12.00 Uhr nachts kam ich in meiner Pension an (Haus Namaste). Ein schoenes Zimmer (ich hatte mich von Kodari aus angemeldet) und ich erhielt sogar noch etwas zu essen! SUPER!

Ansosnten geht es mir bis auf eine aufkommende Erkaeltung (hoffentlich bricht sie nicht aus) gut. Tibet war sehr schoen, aber auch schoen wieder in Nepal zu sein. Schon etwas mehr so wie bei Uns in Europa auch leichter mit der Sprache, halt englisch. Und ich freue mich auch schon auf Hamburg und Euch alle wider zu sehen. Ich glaube ich bin kein "Langzeitreisender", wie ich sie hier zu haufen treffe (von 1 - 2 Jahre ist vieles vertreten).

So jetzt aber erst mal von Vorne!

Zuletzt habt ihr aus Lhasa von mir gehoert. Ich war Reisemuede und Lhasamuede. Der Trubel stoerte mich. Dann bin ich los von Lhasa, morgens um 7.00 Uhr ging der Bus. Erst nach Shigatze und gleich weiter nach Gyantze. Gleich? Ihr ahnt es, gleich hiess es geht 3 h spater los und die 2 h Fahrt dauerte 3 h oder mehr. Endlich in Gyantze empfing mich eine laermende Strasse. Wie doch Fernseher eine Strasse und vielleicht eine ganze Kultur ferschandeln/ veraendern koennen. Aus jedem Laden schallte in ohrenbetaeubender Lautstaerke Fernsehton. Die Box auf die Strasse gerichtet und aufgerissen, wer lauter kann ist besser. Verzerrung? Alles gerade noch verstaendlich. Wirklich eine Verschandelung alles daseienden! Und mein Hotelzimmer ging noch zur Strasse hinnaus. Liebe Birgit, deine Ohrstoepsel tuen diesen Urlaub wirklich sehr gute Dienste! - ich konnte wirklich schlafen. Gyantze an sich sonst eben ein kleiner Ort mit vielen Tibetern, einem Berg mit einer alten Burg, die die Englaender im letzten Jahrhundert mal besetzt hielten (ein Krieg zur wirtschaftlicher Erschliessung des bis dahin abgeschieden lebenden Tiebet) und einem noch weitgehend zerstoertem Kloster. Das Kloster besteht zur Zeit aus zwei Hauptteilen - MAIN HALL und KUBUM. Und beides ist wunderwunderschoen. Aus meiner Sicht eines der schoensten Kloester die ich gesehen habe. Viele sehr schoene Holzfiguren und andere Statuen. Spater mit Bildern mehr.

Dann nach Shigatze, mit dem Bus! Eine Busfahrt mit Verkaufs-, Besuchsund Liefercharakter, ach ja, Menschen wurden ja auch noch Transportiert. In Shigatze hatte ich bis jetzt mein bestes Hotelzimmer mit einer super Matratze! (die sind sonst haeufig aus dem zukunftstraechtigem Material Schaumstoff) Und dann habe ich mir eine Satte Lebensmittelvergiftung zugezogen, mit Fleisch aus einem sonst guten Restaurant vermutlich. Von Nachts um 3 bis Mittags kam es vorne und hinten raus - schmerzen im ganzen Koerper usw.. Dann war endlich alles leer, 'n bischen schlafen und ich konnte mich (mit schmerzen wie gesagt) wider bewegen. daurch bin ich'n Tag laenger geblieben als geplant. Das hatte auch seine Vorteile, dadurch habe ich zwei Tage des Dreitaegigen BUDDHA-THANGKA-Festivalls mitbekommen. Dazu wird um 7.30 Uhr morgens eine Riesengrosse Thangka (bemalter Stoff in der Groesse eine Fussballfeldes) an einer eigens dafuer vorhandenen Wand aufgehaengt. Und es stroemen unzaehlige Tibeter aus allen Richtungen zusammen. Die Strassen drumherum sind gesperrt und voll mit Menschen. Sie stehen, sitzen, beten, schauen, essen - tuen eben alles moeglich. Ein riesen Fest! Und natuerlich ueberall Polizei - die ist notwendig, weil auch der falsche 1 1. Pantschen Lama, der eigentlich dort auch lebt, mal anwesend ist (Die echte Reincarnation wird in Peking von chinesen aresstiert). Es ist das Fest des Pantschen Lama, deshalb muss er da sein und nun fuerchten die Chinesen aufstaende der Tibeter, die natuerlich um den Umstand wissen! Am zweiten Tag habe ich "Ihn" dann auch im vorbeifahren gesehen. Kurz vor Feierbeginn fuhren wohl 20 Polizeilandcruiser ins Kloster, dazwischen in einem das 9 jaehrige Kind, der falsche Lama, zum Volke winkend. Ein ernstzunehmendes Problem fuer Tiebet und den dortigen Buddhismus, aber natuerlich auch als individualproblem fuer die beiden Kinder, die darunter leiden muessen. Am erste Tag des Festes wird der vergangene Buddha, am Zweiten der Jetztige und am Dritten der Zukuenftige Buddha geehrt.

Und noch einmal etwas zu ender Reisen! Im Tashiluempo Kloster in Shigatze traf ich eine weitere Reisegruppe aus Deutschland. Sie kamen mit roten nagelneuen LKVV. Mercedes mit Sitzplaetzen und Hotelbetten hinten drinn. Zwei LKVV gleich zwei Gruppen a ca. 20 Personen. So vielen sie mit Kameras und Video bestueckt ueber das Kloster her. Zwei Situationen moechte ich beschreiben. Vor einem Gebaeude stehend sah ich vier Moenche mit gelben Muetzen (seiten zu sehen) auf mich zu. Ich war mir unschluessig, soll ich sie schnell Fotografieren oder nicht? Und schon war es zu spaet, ich schaute ihnen in der Gasse hinterher. Sie liefen am Ende der Gasse auf eine klickende und surrende (wenn Video surren wuerde) Menschenbarrriere zu, eben diese eine Rotelgruppe. Gnadenlos wurde geknipst, bis sie eben zu nahe waren. Leider war ich wieder zu langsam, dies haette das bessere Bild abgegeben. Und Zweitens: Meter spaeter sah ich einen Mann mit einer Video-Kamera, der zu seiner Kamera sprach (sinngmaess)-. "Das Kloster Tashiluempo verkommt total, alle Moenche sind Korrupt und von China gesteuert....... Dieser Mann war gerade 1 0 min. im Kloster, woher will er dies wissen, warum diese Absolutheit? Ich habe ihn dafuer auf englisch total angemacht, ich weis leider nicht ob er mich verstanden hat.

Dann war ich wieder gesund und es ging per Bus nach Lahtse und dann trampend weiter nach Tingri. In Lahste traf ich John, eine 19 jaehrigen Englaender. Wir wanderten 8 km Richtung Tingri, eben ueber den beruechtigten Checkpoint hinweg und versuchten in einem Dorf zu trampen. Diesen Tag leider vergeblich, Abends bauten wir mein Zelt auf dem naechsten Feld auf. Und zogen so noch mehr neugierde auf uns. Beim Essen standen ca 40 Kinder und Erwachsene um unser Zelt herrum und schauten uns neugierig beim Essen zu. Eine wirklich neue Erfahrung- zu Zweit wirklich leichter zu meistern. Naechsten Tag war es anfangs auch zaeh mit Trampen. Als wir uns dann trennten (John wollte zurueck nach Lahtse und es dort versuchen) und ich einfach Richtung 5000'er Pass weiterwanderte erhielt ich bald einen Hitch mit einem schnellen LandCruiser nach Shegar. Den Tag erreichte ich noch Tingri, ca 180 km von Lahtse entfernt.

Die Landschaft hat sich geaendert. Jetzt bin ich auf ca. 4500 m. Hier ist es trocken, die Landschaft weit und Hoch -bis 8800 m. Ich liebe diese trockene Weite, mit dem Spiel von Farben in Sand und Fels, von der Luft und Wolken am Morgen und Abend ganz zu schweigen. Einfach fantastisch. Hier regnet es zu dieser Zeit -und ich glaube auch immerviel weniger als in Lhasa un Umgebung.

In Tingri sehe ich ueber diese unendliche Weite Richtung Sueden hinweg noch abends weiss gluehend die 8000'er und den Mt. Everest. Abends noch gepackt, alles bereit bin ich naechsten Tag um 7 Uhr losgewandert. Ueber eben diese Ebene jetzt dem rot gluehenden Everest entgegen. Die Sonne stieg langsam hoch, die Stunden vergehen, die Landschaft veraendert sich nur sehr langsam. Am Nachmittag treffe ich endlich auf den Abzweigenden Fluss, jetzt gehts mehr nach sued-sued-ost in ein Tal hinnein. Keine Wiesen zum Campen in Sicht schleppe ich mich jetzt schon weiter. An vielen Nomadenzelten vorbei - sie leben hier halb in der Steinwueste. Ihr Lebensraum ist in der Erde mit Steinwaellen, das Zelt bildet nur noch das Dach. Nach 9,5 h finde ich endlich eine Wiese, total fertig hilft mir ein neugieriger Nomade beim Zeltaufbau. Noch waschen und dann erst mal ausruhen dachte ich. Aber dann begann ein furchtbarer Abendsturm aus Sued. Im Zeit kauernd tuschierte das Zeit mich durch die sehr starken Windboehen gebeutelt. Nach dem Essen packte ich alles zusammen (im Zelt in den Rucksack), weil ich wirklich Angst um das Zelt hatte. Ich hatte es schon mit allen vorhandenen Baendern versucht zu stabilisieren, aber leider erfolglos. Irgendwann nachts wurde es dann weniger und hoerte dann endlich auf und ich konnte schlafen. Naechsten morgen begann das naechste Abenteuer, mit erstaunlich geringem Muskelkater, und zwar die Suche nach dem richtigem Pass Nam-la. Ohne Karte und schwieriger englischer Wegbeschreibung fand ich den Pass nach 2 h Umherirren mit Hilfe von Nomaden. Dann nach einer weiteren Std. endlich der ersehnte Pass mit 5260 m und die orangenen Felsen aus der Wegbeschreibung. Der Abstieg war leicht, aber dann die 3 h entlang eines Flusses wieder herrauf zum 5200 m hoch gelegenen Kloster Rombuk mit Sicht auf den eben hoechsten Berg der Welt. Diese Sicht entschaedigte dann auch die Plackerei, 10,5 h insgesammt an diesem Tag und mehrere Versuche wirklich aufzugeben aber es ist nicht einfach auf Steinen zu Campen. Abends ass ich drei portionen Reis und Vegetabies, so hungrig war ich. Naechsten Tag gings weiter, diesmal ohne Zelt weiter dem Mt Everest entgegen, Petrus schickte wieder keine Wolken (eigentlich gibt es nur 1 Wolkenfreien Tag pro Woche). Auf halben Weg zum Camp 1 am Rombuk Gletscher mit eben sagenhaftem Blick auf diesen kehrte ich um. Am 5'ten Tag der Wanderung und ca. 150 km Wanderstrecke hatte ich am letzten Pass zum Glueck eine Mitfahrgelegenheit. Dieser Pass haette mich locker'n Tag gekostet, nicht wegen der Hoehe, sondern wegen der unendliche langen Wegstrecke. Und da oben gab's kein Wasser. Noch an diesem Tag kam ich nach Tingri zurueck.

Am naechsten Tag badete ich in einer heissen Quelle, bei weitem nicht so schoen wie die von Tidrum Nunnery, und versuchte Bilder von Tingri zu machen, die meine Nahe zu diesem Dorf erklaeren. Ruediger, es ist glaube ich das Dorf in Zusammenhang mit der genannten Weite und den vielfaelltigen Farben. Die Menschen sind hier unendlich arm (nicht die, die regelmaessig mit Touristen umgehen, wie Hoteliers). Leider haben sich hier alle noch mehr als anderswo angewoehnt nach etwas zu Fragen, ich meine um Gaben. Alle begruessen dich und haben schon die Hand fuer eine Bitte geoeffnet, vor allem die Kinder haben dies drauf - und das NERVT TOTAL. Der TOURIST als GEBEMASCHINE! Ein normaler Kontakt, wenn dies ueberhaupt mit diesen kulturellen Unterschieden und Sprachproblemen moeglich wäre, ist nicht mehr moeglich. Zum Tag zurueck. Langsam wurde ich auch des Trampen wegen, dass naechsten Tag losgehen sollte, etwas nervoes.

Naechsten Morgen schien die Sonne und lange kam kein Auto. Ab 7 Uhr lief ich bei jedem geraeusch zum Friendshiphighway - aber kein Auto in Sicht. Um 9.30 Uhr endlich eine Staubwolke am Horizont und es entflammte Hoffnung in mir. Und ich hatte Glueck, ein LKW wollte eine Tourgruppe vom Grenzort Zhangmou aufnehmen. Etwas Aufpreis verschaffte mir einen Sitzplatz im Fuehrerhaus (1 50 Yuan = 30 DM fuer 180 km). Der Platz war gut und Staubsicher, den die Tour war heiss und eben staubig. Von den zwei 5000'er Paessen hatte man riesigen Blick auf viele der hoechsten Berge der Welt. (jetzt mache ich es schnell, habe langsam nach 2 h keine Lust mehr zu schreiben) Es folgen noch zwei Strapazen, die aber mit der Natur entschaedigt werden. Kurz nach dem Pass scherzen Fahrer und Guide ueber eine Abkuerzung, die fast senkrecht den Berg runtergeht. Und wir fahren sie wirklich! fast senkrecht Bergab eben und wie ihr euch denken koennt, es geht gut. Und die letzten 30 km Bergab sind eine Furchtbare Holperpiste, wie gesagt, die Natur, die immer ueppiger gruen wird, spater mit Schluchten und unzaehligen Wasserfaellen aus allen Ritzen und Spalten entschaedigt fuer alles.

So das soll es gewesen sein, es gibt keine weiteren Reiseberichte, das naechste Erzaehle ich euch alles selbst, direkt und Livehaftig. Zurueck bin ich am 17. Juli (Ankunft am 16. Juli spaet Abends). Es hat mir viel Spass gebracht mit Euch in diesem Urlaub ueber Internet in Verbindung zu stehen und freue mich weiterhin ueber Briefe.

Vielen dank liebe Freunde

Euer Juergen

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